Boom der Batterieparks – eingebremst durch Anschlussstau

Ein wichtiges Element der Energiewende sind Batterieparks. Tatsächlich wollen viele die lukrativen Stromspeicher bauen. Doch die Netzbetreiber können die schiere Masse an Anfragen kaum bedienen. Das hat einen offensichtlichen Grund.
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Batteriespeicher können in Deutschland meist nicht zeitnah ans Netz gehen.Foto: Petmal/iStock
Von 23. August 2025

In Kürze:

  • In Deutschland gibt es eine riesige Zahl an Anschlussanfragen für große Batterieparks. Allein Westenergie spricht von rund 60.000 Megawatt.
  • Fehlende Netze führen zum Anschlussstau. Die Wartezeit kann mehr als 10 Jahre betragen.
  • Der Anmeldestau zieht sich durch ganz Deutschland, wie am Fall von TenneT deutlich wird.
  • Eine Großspeicheranlage kann momentan eine lukrative Einnahmequelle sein.

 

In den vergangenen zwei Jahrzehnten erlebte Deutschland einen Boom von Windkraft- und Solaranlagen. Inzwischen liefern diese Energiequellen bei guten Wetterbedingungen so viel Strom, dass die Netzbetreiber sie immer wieder abregeln müssen.

Um solche kontraproduktiven Abschaltungen zu vermeiden, sind Stromspeicher nötig, weit mehr als es aktuell gibt. So könnten Batterieparks den überschüssigen Strom vom Tag zwischenspeichern und beispielsweise abends und nachts, wo hierzulande meist ein Mangel herrscht, den Strom wieder abgeben.

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Flut von Anschlussanfragen

Die gute Nachricht: Es gibt eine riesige Zahl an Anschlussanfragen durch Betreiber von Großspeicheranlagen. Dazu teilte das Energieversorgungsunternehmen Westenergie mit:

„Allein im Jahr 2024 erreichten uns rund 15-mal so viele Anfragen wie noch 2022 – mit einer kumulierten Leistung von etwa 60.000 Megawatt (MW).“

Und wie sieht es aktuell aus? Der Andrang ist nahezu unverändert. Laut Westenergie entspreche die für ihren Zuständigkeitsbereich angefragte Leistung von Batteriespeichern momentan rund zwei Drittel der gesamten deutschen Spitzenlast von bis zu 80.000 MW. Das entspräche rund 53.000 MW. Westenergie ist allerdings nur für Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen zuständig und gilt dort als größter regionaler Energiedienstleister.

Zur Einordnung: Aktuell verfügt ganz Deutschland über eine Speicherleistung von rund 13.900 MW, meist in privaten Haushalten. Lediglich rund 2.100 MW entfallen auf Großspeicher.

Batterieparks

Der Anstieg der Speicherleistung in Deutschland von August 2020 bis zum 20. August 2025. Foto: Battery Charts, CC BY 4.0

Zu beachten ist, dass die Leistung eine physikalisch zeitlose Größe ist. Möchte man wissen, über welchen Zeitraum eine Batterie diese Leistung bereitstellen kann – sprich, wie lange sie Strom liefert –, muss auch ihre Kapazität betrachtet werden. Hätte ein Batteriepark mit 100 MW Leistung eine Kapazität von 50 Megawattstunden (MWh), wäre er bei voller Leistungsabgabe nach einer halben Stunde vollständig entladen. Beträgt die Kapazität jedoch 200 MWh, wäre er erst nach zwei Stunden leer.

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Fehlende Netze führen zu jahrelanger Wartezeit

Die schlechte Nachricht: Für den aktuellen Anschlussandrang ist die Netzinfrastruktur bei Weitem nicht ausgelegt. Westenergie fuhr fort: „Das übersteigt die heutige Gesamtleistung des Westnetz-Netzes um ein Vielfaches.“

Das führt unweigerlich zu einem massiven Anschlussstau mit langen Wartezeiten für die Antragsteller. Westenergie könne in besonders stark belasteten Netzgebieten kurzfristig keine ausreichend dimensionierten Anschlüsse für neue Großspeicherprojekte realisieren.

„Hier sind umfangreiche Um- und Ausbaumaßnahmen erforderlich, welche oft auch die Anbindung an das vorgelagerte Übertragungsnetz betreffen“, so das Unternehmen. Kurz: Es fehlen ausreichend dimensionierte Stromleitungen und andere Netzkomponenten. Westenergie stellt die angehenden Betreiber dieser netzbelastenden Speicherprojekte auf lange Wartezeiten ein. Die Rede ist teilweise von mindestens zehn Jahren.

Das Problem besteht darin, dass nicht nur Batterieparks ans Netz wollen. Laut Westenergie besteht ebenso eine stark zunehmende Anzahl von Anschlussanfragen für Rechenzentren. Deren Anschlussleistungen liege jeweils auf dem Niveau großer Batteriegroßspeicher und belaufe sich insgesamt auf rund 9.500 MW.

Aufgrund dieser Umstände hat der Netzausbau aktuell eine hohe Priorität. So investiert die Unternehmensgruppe von Westenergie rund 1,1 Milliarden Euro in den Ausbau ihrer Netzinfrastruktur – pro Jahr. „Grundlage dafür ist unser Netzausbauplan bis 2028, der insgesamt Projekte in circa 250 Umspannanlagen, mehr als 1.800 Kilometer Hochspannungsleitungen, 8.900 Kilometer Mittelspannungsleitungen sowie über 9.500 digitale Ortsnetzstationen vorsieht.“

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TenneT: Anmeldestau zieht sich quer durch Deutschland

Viele Anschlussanfragen hat auch TenneT. Wie der Übertragungsnetzbetreiber der Epoch Times mitteilte, sind es momentan 181 im Umfang von 77 Gigawatt (GW, 77.000 MW). „Mehr als zwei Drittel der angefragten Leistung komme von Batteriespeichern“, so der Konzern. Das wäre im Bereich von 51,5 GW. Laut Medienberichten beläuft sich in ganz Deutschland die Gesamtleistung der Großspeicher, die ans Netz wollen, auf 226.000 MW.

Der Anmeldestau herrsche „im TenneT-Netzgebiet an nahezu allen Umspannwerken aufgrund des hohen Andrangs“. TenneT Germany ist der größte Übertragungsnetzbetreiber Deutschlands mit über 14.000 Netzkilometern. Dessen Netzgebiet zieht sich einmal quer durch das Land – von Bayern über Hessen und Niedersachsen bis nach Schleswig-Holstein.

Batterieparks

Die Gebiete der vier großen Übertragungsnetzbetreiber TenneT, Ampiron, 50Hertz und TransnetBW. Foto: Francis McLloyd, CC BY-SA 3.0

TenneT erhofft sich künftig bessere Rahmenbedingungen. So sollten die Netzbetreiber besonders den Anschluss neuer netzdienlicher Speicher, aber auch von steuerbaren Kraftwerken und netzdienlichen Lasten bevorzugen dürfen. „Es braucht zeitnah ein neues Netzanschlussverfahren, das eine volkswirtschaftlich sinnvolle, ausgewogene und effiziente Allokation der begrenzten Ressourcen erlaubt“, so TenneT. Unter Allokation versteht man die Zuteilung oder Verteilung von knappen Ressourcen für verschiedene Verwendungszwecke.

Aktuell könnten Netzbetreiber oftmals nicht erweitern, da Kunden – insbesondere Batteriespeicher – bereits alle potenziellen Erweiterungsflächen für sich gesichert hätten. TenneT fordert zudem „eine netzdienliche Fahrweise bei Batteriespeichern durch verpflichtende flexible Netzanschlussverträge“.

Vielversprechende Erträge

Der Boom der Batterieparks hat mehrere Gründe. Neben der Dringlichkeit durch die Energiewende werden die Betreiber vor allem durch wirtschaftliche Anreize zum Bau von Batterieparks motiviert. Einerseits erlebten die Preise für Stromspeicher in den vergangenen Jahren einen regelrechten Sturzflug. Aktuell liegen die Preise pro Kilowattstunde Speicherkapazität bei 400 bis 1.000 Euro.

Betreiber eines Großspeichers können sich zudem die teils heftig schwankenden Börsenstrompreise zunutze machen. Denn gerade in den Sommermonaten, wenn hierzulande tagsüber Stromüberschuss herrscht, fallen die Preise teils auf null Euro oder in den Minusbereich – Ladezeit für die Speicherbetreiber. Wenn die Ladevorgänge bei Minuspreisen stattfinden, erhalten sie sogar Geld dafür.

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Diesen Strom können sie vor allem in den frühen Abendstunden wieder gewinnbringend in die öffentlichen Netze abgeben. Wenn gerade die Sonne untergeht und sich die bereits mehr als fünf Millionen Solaranlagen in Deutschland ausschalten, klettert der Preis für eine Megawattstunde oftmals auf mehr als 100 Euro, manchmal auch auf mehr als 200 Euro pro MWh. Zu dieser Zeit erreicht der Strombedarf normalerweise einen zweiten Tageshochstand, wenn die Menschen zu Abend kochen, Unterhaltungselektronik nutzen oder ihr E-Auto laden.

Deutsche Stromerzeugung durch „Erneuerbare“ mit der Last (schwarze Linie) und dem Börsenstrompreis der Day-Ahead-Auktion (rote Linie) von Kalenderwoche 33 (11. bis 17. August). Foto: /energy-charts.info/Fraunhofer ISE

Aus Branchenkreisen heißt es, dass die Amortisationszeit eines großen Batterieparks normalerweise bei fünf bis sechs Jahren liegt. In optimalen Fällen kann die Gewinnzone bereits nach knapp drei Jahren erreicht sein.

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Die Amortisationsrechnung berücksichtigt jedoch nicht die Kosten für die spätere Entsorgung des Batterieparks am Ende seiner Lebensdauer. Da es Großspeicher erst seit wenigen Jahren gibt, können selbst Fachleute aus Branchenkreisen keine genauen Angaben zu diesen Kosten mitteilen.

Die eingesetzten Lithium-Batterien sind allerdings fast vollständig recycelbar. Es wird geschätzt, dass die Einsatzdauer von Großspeichern bei zehn bis fünfzehn Jahren liegt. Dann könnte es womöglich auch eine Vergütung für das Recyceln geben.



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