Energiewende am Limit? Stromeinspeisung durch „Erneuerbare“ im ersten Halbjahr gefallen

Der Trend beim deutschen Strommix hat sich im ersten Halbjahr 2025 verschoben. Ein plötzliches Minus bei der Windkraft bedeutete mehr Stromproduktion aus fossilen Energieträgern. Die Klimaziele rücken in weite Ferne.
Erneuerbare
Trotz des Ausbaus haben „erneuerbare“ Energieträger weniger Strom geliefert.Foto: Mr. Socrates/iStock
Von 9. September 2025

In Kürze:

  • „Erneuerbare“ Energien erzeugten im ersten Halbjahr 2025 weniger Strom als im ersten Halbjahr 2024. Die Gesamtstromerzeugung stieg leicht an.
  • Das Statistische Bundesamt nennt einen offensichtlichen Grund dafür, doch es gibt weitere Erklärungen.
  • Die fossilen Stromquellen legten bei der Stromproduktion deutlich zu.

 

221 Terawattstunden (TWh) – so viel Strom haben alle Kraftwerksarten in Deutschland im ersten Halbjahr 2025 erzeugt. Das ist ein leichter Anstieg um 0,3 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024. Diese Daten veröffentlichte das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen am Montag.

„Erneuerbare“ im Rückwärtsgang?

Dabei fielen besonders die „erneuerbaren“ Energien auf, jedoch mit einem Minuszeichen in der Gesamtbilanz. Wind, Solar, Biogas und Co. kamen von Januar bis Juni dieses Jahres auf 127,7 TWh. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein Rückgang von 5,9 Prozent.

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Das wirkte sich auch auf deren Anteil an der Stromerzeugung aus. Dieser sank von 61,6 auf nun 57,8 Prozent. Nach den gesetzlichen Vorgaben soll ihr Anteil bis 2030 eigentlich auf 80 Prozent steigen.

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Trotz mehr installierter Leistung lieferten die „Erneuerbaren“ im ersten Halbjahr 2025 weniger Strom als im Vorjahreszeitraum. Foto: mf/Epoch Times

Doch wie kommt es zu diesem Rückgang? Die Zahl der Windkraft- und auch der Solaranlagen steigt kontinuierlich. So konnten die „Erneuerbaren“ Ende Juni 2025 eine installierte Leistung von rund 191,6 Gigawatt (GW) vorweisen, während es ein Jahr zuvor noch 171,3 GW waren. Ein Plus von fast 12 Prozent.

Das Bundesamt erklärt den Rückgang der Stromerzeugung der Erneuerbaren vor allem mit ungewöhnlich schwachen Windverhältnissen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Produktion von Windstrom ging um 18,1 Prozent auf 60,2 TWh zurück. Ganz anders sieht die Bilanz bei der Photovoltaik aus: Sie kommt auf 39,3 TWh, was einem Plus von 27,9 Prozent entspricht. Der Anstieg der Photovoltaik-Einspeisung erklärt sich vor allem durch den Zubau neuer Anlagen sowie durch ungewöhnlich viele Sonnenstunden.

Dennoch konnte sich die Windkraft mit einem Anteil von 27,2 Prozent weiterhin als wichtigster Energieträger vor der Kohle behaupten. Photovoltaik machte 17,8 Prozent der deutschen Stromproduktion aus.

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Weitere Gründe für den windigen Rückgang

Neben schwächerem Wind gibt es allerdings weitere mögliche Gründe für den Rückgang. Diese sind vielmehr netzbedingt. Durch den starken Zubau der „Erneuerbaren“ kommt es gerade im Sommer immer häufiger zu einer Stromüberproduktion, was jedoch ungünstig für die Netze ist. Denn im Stromsystem müssen sich Erzeugung und Verbrauch immer die Waage halten, damit die Netzfrequenz stabil bei 50 Hertz bleibt und es nicht zum Stromausfall kommt.

Wenn nun Wind und Solar deutlich mehr produzieren, als das Land gerade benötigt, muss der Strom dennoch abgeführt werden. Das geschieht häufig durch Stromexporte. In Summe sind diese im ersten Halbjahr 2025 um 6,5 Prozent auf 29,5 TWh angestiegen. Deutschland exportiert meistens in den Mittagsstunden, wenn die Solaranlagen viel Strom in die Netze einspeisen.

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Die Netzbetreiber können allerdings nur begrenzte Mengen ins Ausland exportieren. Pumpspeicherkraftwerke sind ein weiterer Puffer, die bei Überproduktion Wasser über Pumpen in ihre höher gelegenen Speicherseen befördern. Dazu verbrauchen sie netzdienlich den Überschussstrom.

Falls die „erneuerbaren“ Kraftwerke so viel Überschussstrom erzeugen, dass Export und Pumpspeicher nicht ausreichen, müssen die Netzbetreiber Anlagen drosseln, um den Überschussstrom zu reduzieren. Dies geschieht überwiegend mit Windrädern, was letztlich deren Gesamtertrag schmälert. Künftig sollen auch Batterieparks zwischenspeichern können. Die bisher installierten Kapazitäten in diesem Bereich können die Netze nur geringfügig entlasten.

Hinzu kommt, dass immer mehr Betreiber neue Windräder in Schwachwindgebieten errichten, weil es inzwischen kaum noch unbebaute windreiche Gebiete in Deutschland gibt.

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Die Netzeinspeisungen von Deutschlands wichtigsten Kraftwerksarten im Überblick. Foto: mf/Epoch Times

Anstieg bei Kohle und Gas

Demgegenüber stieg die Stromerzeugung aus konventionellen Energieträgern gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 10,1 Prozent auf 93,2 TWh. Ihr Anteil an der inländischen Stromproduktion lag damit bei 42,2 Prozent. Im Vorjahreszeitraum waren es 38,4 Prozent.

Die in Kohlekraftwerken erzeugte Strommenge stieg im ersten Halbjahr 2025 gegenüber dem ersten Halbjahr 2024 um 9,3 Prozent auf 50,3 TWh. Damit blieb Kohle mit einem Anteil von 22,7 Prozent des insgesamt produzierten Stroms der zweitwichtigste Energieträger in der deutschen Stromerzeugung.

Auch die Stromerzeugung aus Erdgas legte mit 35,8 TWh zu. Das waren in diesem ersten Halbjahr 11,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Durch den starken Zuwachs bei der Photovoltaik verdrängte diese Energiequelle die Verstromung von Erdgas vom dritten auf den vierten Platz.

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Einen leichten Anstieg verzeichnete das Bundesamt auch bei den Stromimporten. Sie stiegen im ersten Halbjahr 2025 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 leicht um 0,8 Prozent auf 37,8 TWh. Gemessen an den Stromexporten überwiegen jedoch die Importe um rund 28 Prozent.

Nachdem im ersten Halbjahr 2024 ein Importüberschuss von 9,8 TWh verzeichnet worden war, schmälerte sich dieser im ersten Halbjahr 2025 auf 8,3 TWh. Dies führte zusammen mit der leichten Zunahme der inländischen Produktion dazu, dass die in Deutschland verfügbare und nachgefragte Strommenge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht um 0,4 Prozent auf 229,2 TWh zurückging.

(Mit Material der Nachrichtenagenturen)



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