Reihenfolge und Qualität: Wie wir wirklich essen sollten
In Kürze:
- Essen ist mehr als Kalorienbeschaffung, und Verdauung ist Arbeit.
- „Was essen wir?“ ist ebenso wichtig wie „Wann essen wir?“ und „In welchem Zustand?“.
- Bewusst essen umfasst die Auswahl der Speisen, die Zubereitung und Ablenkungen während der Mahlzeit.
- Süßes ist kein Tabu, solange man einige Punkte beachtet.
Das, was viele heute für Essen halten, ist in Wahrheit eigentlich nur eine Schadstoffverwaltung. Zwischen Lieferdienst-App und Proteinriegel bleibt vom eigentlichen Essen nur noch ein logistischer Vorgang: Kalorienbeschaffung mit Ablenkung.
Man muss sich das vorstellen: Menschen scrollen nächtelang durch Ernährungsvideos und greifen dann zum Tiefkühlgericht. Noch nie wurde so viel über Ernährung geredet und noch nie war sie so entgleist.
Zwischen Low Carb, Vegan, Paleo und „Clean Eating“ ist das Einfache verloren gegangen, nämlich Natürlichkeit. Der Körper braucht keine Methode, sondern Maß, und das hat weniger mit Tabellen zu tun als mit Bewusstheit. Wann esse ich? Was esse ich? Und vor allem: In welchem Zustand esse ich?
Rhythmus statt Dauerstress
Die meisten Menschen essen nicht mehr, sie funktionieren. Zwischen Tastatur, Termindruck und Dauerbeschallung wird permanent gekaut, genascht, gesnackt. Dieses Daueressen stresst das Nervensystem, hält den Insulinspiegel hoch und blockiert die Regeneration.
Der Darm – unser stilles Steuerorgan – verliert aber ohne Pausen seine innere Ordnung, und genau das spiegelt sich auch in den Krankenstatistiken wider. Physiologisch folgt der Mensch einem klaren Stoffwechselrhythmus: Aktivität am Tag, Regeneration in der Nacht.
Essen zur falschen Zeit, etwa spätabends oder unter Stress, zwingt den Körper, Energie bereitzustellen, obwohl er ruhen sollte. Die Folge sind stille Entzündungen, Schlafprobleme und langfristig Übergewicht. Ein geregelter Essrhythmus stabilisiert Blutzucker, Hormone und Verdauung. Das ist bekannt und wird dennoch ignoriert.
Ein exemplarischer Tag – konkret, einfach, sättigend
Ich selbst beginne meist erst gegen Mittag, zu essen. Heute nennt man das Intervallfasten: mindestens 12 Stunden lang nichts essen, dann in einem Zeitfenster von 12 Stunden essen. Noch besser ist 16 zu 8, also 16 Stunden lang fasten, 8 Stunden Essensfenster.
Mein „Frühstück“, also mein erstes Essen, besteht aus 250 Gramm Biomagerquark, einer Handvoll Nüssen und etwas saisonalem Obst (Beeren, Apfel, Birne), dazu zwei Esslöffel Leinöl, einen Esslöffel Omega-3-Öl und geschroteter Leinsamen.
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Das ist im Grunde das klassische Budwig-Müsli: reich an Omega-3-Fettsäuren, schwefelhaltigen Eiweißverbindungen und Ballaststoffen. Es hält den Blutzucker stabil, macht lange satt, liefert Eiweiß für Muskulatur und Zellaufbau, Fett für die Hormonbalance sowie Kohlenhydrate und Vitalstoffe für Energie – im natürlichen Gleichgewicht.
Mittagessen – die Hauptmahlzeit
Am frühen Abend – oder mittags, je nach Rhythmus – steht das „Herzstück“ des Tages an: eine warme, ausgewogene Mahlzeit. Auf dem Teller sollten sein:
- ¼ Eiweiß: Geflügel, Fisch oder Hülsenfrüchte (Frauen etwa 100 Gramm, Männer 120–150 Gramm)
- ¼ Beilage: Kartoffeln, Hirse, Reis (etwa eine Faust groß)
- ½ Gemüse: bunt, gedünstet, leicht gewürzt, mit einem Esslöffel Öl
Dieses Verhältnis entlastet Leber, Bauchspeicheldrüse und Darm und sorgt für stabile Energie statt Nachmittagstief.
Was in welcher Reihenfolge gegessen wird, spielt ebenfalls eine Rolle, nicht nur beim Mittagessen, sondern bei jeder Mahlzeit. Dazu habe ich in einem früheren Beitrag erklärt: Gemüse zuerst essen. Ein paar Bissen Rohkost, Salat oder gedünstetes Gemüse vor der Hauptmahlzeit bilden ein natürliches „Fasernetz“ im Darm. Es verlangsamt die Aufnahme von Zucker um bis zu 70 Prozent. Danach Eiweiß und natürliche Fette und erst am Ende die Stärke essen.
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Abends – leicht und warm
Abends darf der Stoffwechsel zur Ruhe kommen. Eine Gemüsesuppe, ein Omelett mit Kräutern oder ein Salat mit Ei oder Feta genügen – keine schweren Kohlenhydrate, kein Brot, kein Nachtisch.
Zwischen Abendessen und Schlaf sollten 3 Stunden liegen. Verdauung ist Arbeit – und die braucht Zeit. Wer 2 Stunden vor dem Schlaf Kohlenhydrate isst, bremst die nächtliche Ausschüttung der Wachstumshormone und damit die Regeneration.
Getränke und kleine Freuden
Über den Tag am besten stilles Wasser oder Kräutertee, morgens gern einen Kaffee trinken, abends besser nicht. Süßes? Wenn überhaupt, dann nach einer Mahlzeit, nie zwischendurch; zwei- bis dreimal pro Woche reicht. Der Körper verkraftet Ausnahmen besser als Dauerfehler. Ich halte mich an die 80/20-Regel: 80 Prozent bewusst, 20 Prozent mit Freude.
Wichtiger als Kalorien ist die Herkunft. Wer natürliche, unverarbeitete Lebensmittel wählt, macht kaum etwas falsch. Wer industriell verarbeitete Produkte, Zucker, oxidierte Fette und Zusatzstoffe meidet, hat schon 90 Prozent gewonnen.
Was beim Essen wirklich zählt
Essen sollte echt sein – keine Industrienahrung, keine Zuckerdrinks, keine Fette aus der Chemie. Der Körper erkennt Natürlichkeit und reagiert auf Künstliches mit Stress. Und auch die Zubereitung zählt. Fette, die in der Pfanne rauchen, sind zerstört. Gemüse, das totgekocht wird, verliert Leben. Wärme ja, Hitze nein – das gilt für Küche und Kopf gleichermaßen. Die Mikrowelle? Scheidet völlig aus.
Ebenso wichtig ist der Moment. Wer im Stehen oder mit dem Handy in der Hand isst, nimmt keine Nahrung auf, sondern Ablenkung. Verdauung ist ein parasympathischer Vorgang. Dafür braucht es den Vagusnerv, den großen Ruhe- und Verdauungsnerv. Stress, Eile oder Streit schalten ihn ab. Früher wurde vor dem Essen gebetet, heute wird die „Timeline“ gecheckt.
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Bio, regional, saisonal, das ist kein Dogma, sondern Selbstschutz. Pestizide, Fungizide, Herbizide sind keine Randnotiz, sondern chemischer Alltag. Natürlich ist auch Bio nicht makellos, aber die Schadstoffbelastung liegt oft um Größenordnungen niedriger – ein Unterschied, den man nicht schmeckt, aber langfristig spürt.
Der naturheilkundliche Blick
Diese Form des Essens ist mehr als Ernährung, sie ist Reiz und Ordnung zugleich. Sie senkt stille Entzündungen, entlastet Leber und Darm und stabilisiert Hormone. Der Körper findet zurück in seinen Rhythmus, jenen Takt, den Zucker, Dauerstress und industrielle Fette zerstören.
Wenn der Stoffwechsel entlastet wird, beruhigt sich auch das Nervensystem. Cortisol sinkt, Insulinsensitivität steigt, die Zellen gewinnen Energie. Darum erleben viele Menschen mit Bluthochdruck, Rheuma oder Schilddrüsenproblemen durch solches Essen eine spürbare Besserung – ohne Wundermittel, nur durch Ordnung.
Die moderne Forschung spricht von metabolischer Flexibilität, Zellregeneration oder mikrobiotischer Balance. In der Naturheilkunde nennen wir das schlicht Selbstheilung durch Ordnung.
Erkenntnis und Fazit
Seit Hippokrates wissen wir: „Eure Nahrung sei eure Medizin und eure Medizin eure Nahrung.“ Doch was heute oft auf dem Teller landet, ist weder das eine noch das andere. Es sind Füllstoffe und Schadstoffe für einen erschöpften Alltag. Um es noch plastischer zu machen: avitale Sattmachstoffe mit Soße.
Essen ist keine Wissenschaft, sondern Bewusstheit. Es ist die tägliche Entscheidung, dem Körper etwas Lebendiges zu geben – oder etwas Totes. Jede Mahlzeit verändert uns biochemisch, emotional und geistig. Der Körper braucht keine Perfektion, sondern Klarheit, Rhythmus und echte Nahrung.
Wer so isst, heilt nicht nur seinen Stoffwechsel, er heilt das Vertrauen in seine eigene Lebenskraft und vielleicht auch ein Stück seiner Beziehung zum Leben selbst.
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