„Israel läuft Gefahr, international immer weiter isoliert zu werden“, sagte Bundesaußenminister Johann Wadephul am Donnerstag in Jerusalem. Die EU würde bereits Maßnahmen diskutieren, „die für Israel mit schmerzhaften Konsequenzen verbunden wären“.
Bundeskanzler Friedrich Merz kündigte beim Treffen mit dem jordanischen König am Dienstag eine Beteiligung Deutschlands an einer Luftbrücke für den Gazastreifen an, auch um den Druck auf Israel zu erhöhen. Zwei Bundeswehrflieger sollen spätestens ab dem Wochenende die ersten Missionen über Gaza fliegen.
Jordanien und die Vereinigten Arabischen Emirate warfen am Sonntag in ihrem ersten Luftabwurf seit Monaten 25 Tonnen Hilfsgüter über Gaza ab, wie ein jordanischer Beamter mitteilte.
„Reuters“ filmte am Montag einen Abwurf solcher Hilfsgüter in Zentralgaza. Aus der Kiste, die Amal Abu Assi, Mutter von drei Kindern, erhielt, zeigte sie vier Dosen Kichererbsen, zwei Dosen Thunfisch, zwei Packungen Nudeln, eine Packung Reis, Linsen, Salz und Speiseöl.
Sie beklagte jedoch, dass das nicht ausreiche. Die 30-Jährige hielt eine Dose Hummus hoch und sagte: „Soll ich sie öffnen und so den Kindern so geben? Das ist nicht gesund. Wir müssen wieder so leben wie früher und essen, was wir früher gewohnt waren. Die Kinder sind blass, abgemagert, nur noch Haut und Knochen. Sie haben Eier, Fleisch und Obst vergessen. Was besorgt ihr uns? Bananen, ein Kilo kostet 15 Schekel, fast 4 Dollar, woher sollen wir 4 Dollar nehmen? Wir können nicht arbeiten, um 20 Schekel oder 4 Dollar zu verdienen. Die Männer sind alle erwerbslos.“
Die Palästinenserin beklagt weiter, dass man für diese Pakete teils kilometerweit laufen müsse und dann gedemütigt, manchmal auch verletzt und geschlagen zurückkäme.
Auch Mohammad Aboul Einen berichtet von Problemen mit dem Luftabwurf: „Was passiert ist, ist, dass der Fallschirm auf das Dach gefallen ist und es beschädigt hat. Die Leute haben das Haus angegriffen. So verteilt man keine Hilfsgüter. Früher war es so, dass wir eine Nachricht erhielten, um einen Gutschein für Hilfsgüter zu bekommen. Die Leute haben uns wegen eines Hilfspakets angegriffen, die Menschen sind hungrig.“
Angesichts zunehmender internationaler Kritik kündigte Israel am Sonntag an, mehr Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu erlauben. Die Unterernährung habe in der ersten Julihälfte rapide zugenommen, berichtet eine Ernährungsorganisation.
Fares Zaher, Vater einer achtköpfigen Familie, sagt, eine solche Kiste würde keine zwei Tage reichen. Auch der Weg zur Ausgabestelle im Norden sei gefährlich.
„Wie sollen wir leben? Lassen Sie uns das bitte wissen. Wenn wir keine Lebensmittel für unsere Kinder holen, werden wir verhungern, denn es gibt keine Einrichtung, die Lastwagen empfängt oder sichert und die Lebensmittel an die Menschen verteilt. Wir fordern die Vereinten Nationen und die UNRWA dringend auf, uns Hilfsgüter zu verteilen, uns Nachrichten zu schicken und die Verteilung sicherzustellen. Wir bitten niemanden anderen, wir benötigen die Hilfe der Organisation. Ich bekomme seit 43 Jahren Hilfe von der UNRWA. Die Organisation ruft mich an, wenn ich Hilfe abholen soll, und ich gehe hin. Ich habe meine Kinder mit der Hilfe der UNRWA großgezogen."
Die umstrittene Gaza Humanitarian Foundation (GHF), eine private, von den USA und Israel unterstützte Organisation, gab an, seit Ende Mai über 94 Millionen Mahlzeiten verteilt zu haben, darunter Kartons mit Grundnahrungsmitteln wie Reis, Mehl, Thunfisch, Nudeln, Bohnen, Keksen und Speiseöl.
Deutschland will mit der Luftbrücke den Druck auf Israel weiter erhöhen, liefert aber auch weiterhin Waffen an das Land.
„Wir benötigen jetzt einen Waffenstillstand in Gaza“, sagte Wadephul, und mahnte die Hamas, die Geiseln freizulassen und die Waffen niederzulegen. Gerichtet an Israel sagte er, der Landweg sei für die Hilfslieferungen entscheidend. „Und hier ist die israelische Regierung in der Pflicht, schnell, sicher und ausreichend humanitäre und medizinische Hilfe zuzulassen, damit ein Massensterben im Rahmen einer Hungersnot abgewendet werden kann.“
Seit Sonntag wurden erstmals seit Monaten wieder mit Lastwagen größere Hilfslieferungen in das abgeriegelte Küstengebiet gebracht, in dem rund zwei Millionen Menschen leben.
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