Die neue AfD-Jugendorganisation „Generation Deutschland“ wurde am Samstag, den 29. November 2025, gegründet. Wir beleuchten für Sie die Fragen rund um das Geschehen: Was die Hintergründe für die Neugründung sind und wie die Partei und auch kritische Stimmen den neuen Anlauf sehen.
Bereits im Vorfeld gab es im politischen Raum mehr als nur verbale Kritik. In einer Pressekonferenz der Partei Die Linke kündigte ein Sprecher des Aktionsbündnisses „Widersetzen“ an, die Neugründung verhindern zu wollen.
Am Tag der Gründung herrschte in der hessischen 90.000-Einwohner-Stadt Gießen Ausnahmezustand: 6.000 Polizeibeamte sicherten die AfD-Veranstaltung auf dem Messegelände. Angemeldet waren 20 verschiedene Protestveranstaltungen.
Rund 25.000 Menschen demonstrierten laut Polizei. Autobahnen, Straßen und Brücken wurden blockiert. Teile des Protestes versuchten gewaltsam, zum abgesperrten Veranstaltungsort zu gelangen. Polizisten wurden mit Steinen und Flaschen beschmissen, AfD-Politiker und auch Journalisten wurden angegriffen. Die Veranstaltung startete mit mehr als zwei Stunden Verspätung.
Doch warum kam es überhaupt zu einer Neugründung?
Im Jahr 2019 stufte das Bundesamt für Verfassungsschutz die Junge Alternative, kurz JA, als Verdachtsfall im Bereich des Rechtsextremismus ein. 2023 – vier Jahre später – erklärte der Verfassungsschutz die Jugendorganisation als gesichert rechtsextremistische Bestrebung. Die Anhaltspunkte für Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung hätten sich zur Gewissheit verdichtet, so der inländische Geheimdienst.
Kernthemen der Jungen Alternative waren die Remigration von Ausländern, Genderpolitik und Trans-Identität. Auch sprachen Mitglieder häufig davon, dass ein „Bevölkerungsaustausch“ im Gange sei.
In der Vergangenheit fielen Mitglieder der JA wiederholt mit polarisierenden Aussagen auf, die der Verfassungsschutz auch als Beleg für rechtsextremistische Bestrebungen in der Mutterpartei wertete.
Der Bericht des Verfassungsschutzes von 2024 führt hierzu einen Instagram-Post der JA vom 13. August 2024 auf Instagram auf: „Der Bevölkerungsaustausch schreitet in erschreckender Geschwindigkeit (…) voran – besonders bei den Jungen. In vielen Großstädten drohen die Deutschen bei den unter 16-Jährigen zur Minderheit zu werden, falls sie es nicht schon sind. Dieser Zustand ist untragbar. Deutschland (…) muss die Heimat der Deutschen bleiben. Das geht nur durch konsequente Grenzsicherung und umfassende Remigrationsmaßnahmen.“
Die AfD ging gerichtlich gegen die Einstufung ihrer Jugendorganisation als „gesichert rechtsextremistisch“ vor, blieb jedoch erfolglos. Im Januar 2025 beschloss die AfD per Parteitagsbeschluss die Auflösung der Jugendorganisation. Im Februar stimmte auch die JA der Auflösung mehrheitlich zu.
Wir fragten Politikwissenschaftler Werner Patzelt zu seiner Einschätzung: „Mir scheint, dass der Jugendverband tatsächlich, milde ausgedrückt, etwas zu sehr über die Stränge geschlagen ist, und eine politische Partei, die ja nun selbst von einem Parteiverbot bedroht ist, der tut eben gut daran, sich nicht mit Satellitenorganisationen, wie einem Jugendverband zu umgeben, die nun ihrerseits von einem Verbot bedroht sind. Da muss man dann die Notbremse ziehen.“
Der ehemalige Vorsitzende der Jungen Alternative, Hannes Gnauck, begründete die Auflösung mit dem Risiko eines drohenden Vereinsverbots.
Die neue Jugendorganisation soll anders als ihre Vorgängerin kein unabhängiger Verein sein, wodurch die Partei mehr Einfluss und Kontrolle ausüben kann.
Die stellvertretende AfD-Fraktionsvorsitzende Beatrix von Storch erklärte gegenüber Epoch Times: „Wir gründen jetzt eine Jugendorganisation, wo die Voraussetzungen für die Mitgliedschaft, auch die Mitgliedschaft in der AfD erforderlich ist. Und ich halte das für richtig, dass wir nicht eine Jugendorganisation haben, wo ein größerer Teil gar nicht Mitglied in der Partei ist. Und da müssen wir uns Dinge zuschreiben lassen, die sozusagen von Externen kommen.“
Zur Wichtigkeit einer Jugendorganisation sagte Patzelt gegenüber Epoch Times: „Der typische Weg in die Berufspolitik heutzutage geht über eine Jugendorganisation einer politischen Partei. Und wenn die AfD eine politische Zukunft in 15 bis 20 Jahren haben will, dann braucht sie auch Nachwuchs. (…) Jede Partei braucht einen Jugendverband und folglich auch die AfD.“
Dem stimmen auch Bundestagsabgeordnete anderer Parteien zu, wie Saskia Ludwig, CDU: „Also zu jeder Partei gehört eine Jugendorganisation, und das belebt auch eine Partei. Junge Leute bringen frische Ideen rein. Ich hoffe, dass es eine gemäßigte Richtung einnimmt, aber letztendlich muss man einfach mal ein Stück weit abwarten.“
Als Vorsitzender der neuen Jugendorganisation wurde Jean-Pascal Hohm gewählt. Er ist Mitglied im Brandenburger Landtag und Vorsitzender der AfD Cottbus. Er war bereits zuvor eng mit der Vorgängerorganisation verbunden. In einem durchgesickerten Gutachten des Verfassungsschutzes werden Hohm Kontakte zu Organisationen nachgewiesen, die der Inlandsgeheimdienst als rechtsextremistisch einstuft, wie der Identitären Bewegung sowie dem Cottbusser Verein „Zukunft Heimat“.
Zur neuen Jugendorganisation schreibt das Bundesamt für Verfassungsschutz auf Anfrage der Epoch Times: „Eine Bewertung der ideologischen Ausrichtung und Aktivitäten einer noch zu gründenden Parteijugendorganisation ist gegenwärtig noch nicht möglich.“ Die Voraussetzungen zur Beobachtung der Partei und ihrer Teilorganisationen werde kontinuierlich geprüft.
Das Bundesinnenministerium hielt sich zur Entwicklung der AfD bedeckt: „Aus Rücksicht auf das laufende Verfahren kann hierzu gegenwärtig keine Aussage getroffen werden.“
Gegen die Einstufung des Verfassungsschutzes als „gesichert rechtsextremistische Bestrebung“ klagte die AfD erfolgreich in einem Eilverfahren. Der Verfassungsschutz gab daraufhin eine „Stillhaltezusage“ ab. Eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtes Köln im Hauptverfahren steht noch aus.
Hohm erklärte in Gießen, wofür die neue Jugendorganisation der AfD stehen will: „Wir sind deutsche Patrioten, die sich immer als Erstes fragen, was sie in Deutschland und den Interessen unserer Bürger und entsprechend handeln wir. Das war in der Vergangenheit so, das ist jetzt so und das wird es auch zukünftig in Regierungsverantwortung sein.“
Für Patzelt ist dafür entscheidend, zu wem die AfD den Schulterschluss sucht: „Wer in der AfD Verantwortung trägt und diese Partei zu einer normalen Partei in unserem politischen System machen will, der muss darauf achten, sich nicht selbst mit Rechtsextremisten einzulassen. (…) Es ist ein Gebot der politischen Vernunft, sich in dieses System zu integrieren, statt dagegen anzugehen.“
Die AfD strebt nach Regierungsverantwortung und braucht dafür ein gemäßigtes Auftreten. Deswegen wird sie alles tun, um Skandale und extreme Aussagen in eigenen Reihen zu unterbinden. Ob ihr das auch mit ihrer neuen Jugendorganisation gelingt, wird sich zeigen.
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